Es wird Zeit diese Zeilen endlich einmal zu tippen, mittlerweile ganze
7 Wochen 4 Monate ist es nun nämlich schon her, dass wir diese unglaubliche Ereignis "Geburt" erleben durften.
Achtung, dies wird ein detaillierter Geburtsbericht, wer das nicht lesen mag, einfach wegklicken ;)
Ich hole aber erst mal ein kleinwenig aus, am 5. November, ein Monat vor dem errechneten Geburtstermin, hieß es plötzlich der Hummelmann wird zu 100% kein Dezemberkind, sondern wird schon in den nächsten Wochen bei uns sein. Der Befund war außerordentlich geburtsreif, Gebärmutterhals verstrichen, Muttermund wurde nur noch von der Cerclage zusammengehalten und war stark auf Spannung. Für alle die nicht so sehr im Thema sind, das alles sind Anzeichen dass das Kind jederzeit kommen kann. Also wurden auch wir hibbelig, aber nichts passierte, ganze 2 lange Wochen...
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Dann am 20. November hatte ich mal wieder einen Termin im Krankenhaus. Dort sollte an diesem Tag die Cerclage, ein Muttermundverschluss den ich nach vorzeitigen Wehen in der 23 Schwangerschaftswoche gelegt bekommen habe, nach 4 Monaten gelöst werden. Mein Gynäkologe versicherte mir, dass es ziemlich wahrscheinlich dann auch mit der Geburt losgehen würde und legte mir deswegen nah, eine Nacht im Krankenhaus zur Beobachtung zu bleiben. Ich war tierisch nervös, weil ich ja dachte jetzt ginge jederzeit los, aber wieder passierte nichts... Am nächsten Tag jedoch, gerade als mein Mann mich abholen wollte und schon auf meiner gepackten Taschen saß, ging ich vorsichtshalber noch einmal auf die Toilette, gefühlt geht man zum Ende der Schwangerschaft alle 5 Minuten ins Bad. Dort wurde ich von Blutungen überrascht. Kurzum, mein Muttermund hatte sich tatsächlich weiter geöffnet, lag jetzt bei 3 cm. Die Ärzte ließen mich natürlich nicht mehr Heim, denn nun würde es ziemlich sicher bald losgehen. Ich blieb also eine weitere Nacht im Krankenhaus... Könnt ihr es schon ahnen?! Natürlich passierte wieder nichts!
Am nächsten Tag hatte ich dann die Faxen dicke und ging nach Hause, was sollte schon passieren? Das Schlimmste wäre wohl dass die Geburt einsetzt und ich dachte mir bisher ist ja wohl noch kein Kind raus geplumst, also ab Nachhause! Bis zum errechneten Geburtstermin waren es da noch genau zwei Wochen und von nun an gönnte ich mir keine Schonung mehr, ich wollte jetzt endlich meinen kleinen Mann bei mir haben. Also setzt ich auf die bewährten Hausmittelchen, Baden, Himbeerblättertee, viel Bewegung, etc.
Mein Frauenarzt sah mich tatsächlich vor der Geburt noch zwei Mal und war jedesmal überaus erstaunt "Frau B., Sie sind ja immer noch schwanger?!" Bei meinem letzten Termin, berichtete ich von dem Gefühl, dass ständig mein Slip nass, und wir sprachen hier nicht von der typischen Schwangeren-Inkontinenz, sondern richtig nass. Bei der Untersuchung grinste mein Doc dann bloß und sagte wir sollen umgehen ins Krankenhaus fahren, ich hätte wohl einen hohen Blasenprung, jetzt geht es wirklich los! Ohhh mein Gott, jetzt geht´s also los?!
Mein Mann war völlig hibbelig, ich dagegen unverhältnismäßig cool. Mein Plan, erst mal in den Edeka, ich hab Hunger und so halte ich keine Geburt durch, ich will Ravioli und zwar jetzt! Außerdem ist mein Nagel eingerissen, das nervt und muss noch korrigiert werden. Wir erledigen das und fahren dann ins Krankehaus, so mein Plan - keine Widerrede. Außer den enormen Druck des Köpfchens, spürte ich nichts weiter was darauf hindeutete dass die Geburt nun stattfinden soll. Trotzdem hieß es natürlich für mich im Krankenhaus bleiben. Also wieder eine Nacht im Krankenbett, das war von Donnerstag auf Freitag und ich war dezent genervt! Ich will jetzt dass endlich was passiert, immer diese leeren Versprechungen! Nach viel Hick-Hack wurde ich am nächsten Morgen (Freitag) tatsächlich unverrichteter Dinge wieder mal nach Hause geschickt, mit der Ansage ich müsse am Samstag zum CTG wieder im Krankenhaus erscheinen...
Ich fühlte mich zu diesem Zeitpunkt eigentlich nicht besonders unwohl, ich war einfach nur tierisch genervt, da ich seit 4 Wochen gesagt bekam "Es geht los - jetzt!" von wegen! Mittlerweile waren wir ja auch schon im Dezember angelangt, so viel zum vorzeitigen Novemberkind. Am nächsten Tag trotteten wir nun als schon ein kleinwenig genervt ins Krankenhaus zum CTG, die Nacht zuvor war ganz ok, ich spürte hier und da ein leichtes Zwicken, nichts weltbewegendes. Auf der Fahrt merkte ich dieses Zwicken jedoch dann innerhalb einer halben Stunde gleich drei mal. Aber das waren keine richtigen Schmerzen, eher ein Unwohlsein. Als ich dann aus dem Auto ausstieg dachte ich auf einmal hoppla, irgendwie fühlt sich das komisch an... und ungelogen 5 Meter vor der Krankehaustür machte es platsch! Und da wusste ich, jetzt ist die Fruchtblase geplatzt. Ich müsste echt lachen, aus Verlegenheit, es war so verdammt nass, das ist wie wenn man sich in die Hose machen würde, bloß hat man darüber null Kontrolle, man kann diesen komischen warmen "Fluss" einfach nicht stoppen. In der Abteilung angekommen, meldetet ich mich brav an,"Frau B. zum CTG, jedoch mit enormen Fruchtwasserverlust!"... und von da an ging es plötzlich Schlag auf Schlag. Ich lag im Anmeldezimmer in meiner eigenen Pfütze, da helfen auch keine riesigen saugfähigen Unterlagen mehr, es läuft einfach und fühlt sich an als würde man 12 Liter Flüssigkeit verlieren. Lachen, Husten Niesen, dies sind Körperreaktionen, welche in diesem Moment nicht gerade hilfreich sind. Ein CTG wurde natürlich trotzdem geschrieben, denn dafür waren wir ja schließlich da. Wie ich schon vermutete, denn ich spürte außer Nässe ja nichts, Wehen waren darauf kaum zu erkennen. Meinen Mann schickte ich deswegen noch ganz cool ans Auto die Kliniktasche holen. Währendessen habe ich eine Braunüle gelegt bekommen und wurde untersucht - anscheinend ging es also nun tatsächlich wirklich los, endlich! Juhuuu, die Geburt - Halleluja!
Aber dann, dann kamen sie, von jetzt auf eben, völlig unerwartet und mir war klar, das sind sie: die Wehen! Mich hielt von da an nichts mehr im Bett, ich musste raus, mich hinstellen, mich irgendwie bewegen und atmen, bloß richtig atmen, den Schmerz wegatmen. Immer schön bewusst atmen, so wie ich es gelernt hatte... Mein Mann war keine viertel Stunde weg, hatte mich selig nass in meiner Fruchtwasser-Pfütze liegend verlassen und fand nun seine Frau, entblößt und wild schnauben wieder "Geht´s los?!" Eine Antwort hat er von mir bis heute nicht bekommen. Irgendwie versuchte man mich in den Kreissaal zu bugsieren und ihr glaubt gar nicht, wie egal einem plötzlich alles wird. Da pausiert man auch mal problemlos halbnackt in einem Krankenhausflur mit riesen Pampers einzig gehalten von einem hübschen Netzhöschen wildschnaubend - wenn eine Wehe kommt ist einem das gerade mal so was von scheiß egal kann ich euch sagen! Von da an erinnere ich mich nur noch verschwommen an alles, seit unserer Ankunft sind knapp 2 Stunden vergangen und ich habe in minütlichen Abständen ewig lange Wehen aus der Hölle. Ich stehe neben dem Bett wie ein Klappmesser, Oberkörper und Arme liegen auf der Matratze des riesigen Bettes und ich kreise mit dem Po, gehe in die Knie mache irgendwelche Bewegungen und Atme, versuche bewusst zu atmen mit langgezogenen AAAAAHHHHH lauten, denn Luftanhalten bringt mir und dem Hummelmann rein gar nichts! Irgendwann gesellten sich dann zu den einigermaßen kontrollierten Atemgeräuschen laute Schreie und es ist mir scheißegal, so was von, denn es hilft, Schreien tat noch nie so gut! Atmen, Hüfte kreisen, schreien, mehr brauche ich nicht und um himmelswillen, niemand soll mich anfassen! Ich habe das Gefühl mich zerreist es und zwar an einer Stelle, an der der Hummelmann ganz sicherlich nicht raus will, mein Po, mein Steiß hintenrum irgendwie. Dort macht sich ein unglaublicher, kaum auszuhaltender Druck bemerkbar und das wie gesagt immer noch im Minutentakt, wer braucht schon Wehenpausen zum Verschnaufen? Zwischendrin versuche ich die Hebamme kurz anzusprechen, wie stark die Wehen denn bitteschön auf einer Skala von 1 - 10 noch werden, ob das tatsächlich noch schlimmer wird?! Kurz und knappe Antwort, schlimmer kanns nicht werden, meine Wehen seien bei 11, Austreibungswehen. Erst wochenlang auf die Folter spannen und jetzt holter die Polter, mein lieber Freund, so nicht! Bei der Untersuchung, zu denen ich mich immer widerwillig hinlegen muss, stellen sowohl die Hebamme als auch die Ärztin fest, dass mein Muttermund trotz der enorm starken Wehen nicht weiter aufgeht, aufgrund der Cerclage sei er vernarbt und bleibt bei bescheidenen 4 cm. Körper sagt mehr Wehen, Muttermund sagt nö, tolles Ding! Sie würden ihn jetzt mit Massagen versuchen zu dehnen! Massagen am Arsch! Ohne mich! Das waren glaube ich die schlimmsten Schmerzen der ganzen Geburt! Es hilft nichts, ich bräuchte eine PDA, der Muttermund muss "gesprengt" werden - wenn sich das nicht nett anhört. Und ab da wurde es ätzend, ich bekam tatsächlich Wehenhemmer, da wir knapp über eine Stunde auf den Anästhesisten warten mussten. Als der dann endlich kam, beruhigte mich das nicht gerade, was will dieser Greis hier bei mir?! Und dann hieß es sitzen, Rücken krum machen und stillhalten, bloß nicht zappeln. Ähm, hallo?! Ich zittere wie Espenlaub wegen dem bescheidenen Wehenhemmer und habe dennoch Wehen, die ich ohne Bewegung, schreien und atmen kaum aushalte?! Netterweise durfte ich jede Wehe ankündigen und wurde dann von zwei Personen, keine Ahnung woher die plötzlich kamen, festgehalten... es war nicht schön. Während man beharrlich in meinem Rücken rumstocherte wurde mal mein Bein taub, dann kribbelte meine Hüfte und ich wurde panisch. Der Arzt brabbelte immer was von "Ich komme hier so schlecht rein, das ist alles irgendwie so schief...." Sehr beruhigend. Irgendwann muss ich ihn wohl ziemlich zur Sau gemacht haben (wurde mir im nachhinein von meine Mann erzählt). Wenn er so unfähig sei und seinen Job nicht könne, soll er doch bitte sofort aufhören, ich habe keinen Bock hier gelähmt rauszugehen. O-Ton Helferin: "Das kann schon mal vorkommen." Was?! Na vielen Dank! Sie versuchte sich dann zu korrigieren, dass sie das so nicht gemeint hat, es schon mal länger dauern könnte, etc. pp.
Irgendwann saß die PDA erstaunlicherweise dann und ich wurde tatsächlich entspannter. Ich spürte die Wehen zwar noch, konnte sie aber problemlos veratmen, ich war sogar wieder zu Scherzen aufgelegt. Mein Mann, der bis dahin Blut und Wasser geschwitzt hat, mich nicht anfassen durfte und glaube auch ein wenig unter Schock stand mich so zu sehen, plagte zu dem Zeitpunkt der Tiefenentspannung dann plötzlich gnadenloser Hunger. Und was solls, ich war entspannt, die Ärztin hat den Muttermund 6cm aufbekommen, geh´ ruhig was essen Papa ;) Währendessen erfolgte der Hebammenschichtwechsel, ich sollte mich etwas auf die Linke Seite drehen, aufstehen durfte ich nicht mehr, ich atmete und war ziemlich relaxt für eine Geburt. Bis plötzlich die Hebamme sagte, "So Frau B., wir wären dann jetzt bei 10 cm, wir könnten dann demnächst mal pressen..." Was?! Wie jetzt? Schon? Das Kind rauspressen? Verdammt, wo zur Hölle ist mein Mann! Das kann doch nicht wahr sein, dass das jetzt so schnell ging? Und was hatte mein Mann nicht mitgenommen? Sein Handy... typisch! Ich bekam kurzzeitig Panik. Aber da kam er auch schon, satt und zufrieden (es gab Linsensuppe mit Würstchen in der Kantine ^^) und bereit für die nächste Runde. Irgendwann meinte die Hebamme ganz trocken "Dann wollen wir mal versuchen zu pressen. Bei der nächsten Wehe Beine in die Hände und drücken als säßen Sie auf dem Klo." Tolle Umschreibung, aber dem kommt es leider nun mal am nächsten. Es tat sich aber noch nicht viel und wir bekamen noch eine Viertelstunde Verschnaufpause, in der ich doch tatsächlich noch schnell eine Bifi aß ;D Hallo ich hatte auch Hunger!
Und dann ging es ganz fix, die Hebamme kam wieder, noch dreimal pressen, was ganz schön anstrengend ist! Die Ärztin wurde zur Geburt gerufen, da wusste ich jetzt oder nie! Nochmal pressen, die Ärtzin lag von oben auf meinem Bauch und drückte mit, ich spürte richtig wie dieser Dickschädel es sich an der engsten Stelle bequem gemacht hat... und wehenpause, verdammt! Viel zu lange Wehenpause, ich will pressen! PDA oder nicht, Melone durch Schlüsselloch, es drückt einem nun mal irgendwie alles auseinander. Nächste Wehe, pressen und nicht schreien (was ich nicht beherzigte) zack Kopf draußen. Ich hörte nur meine Mann wie er sagte "Oh Gott da ist der Kopf, da ist der Kopf!" (Gerade fange ich wieder an zu heulen bei der Erinnerung...) Noch einmal fest pressen, man spürt richtig wie der Körper regelrecht hinterherflutscht und dann war er da, pünktlich wie die Maurer am 6. Dezember um 16:00 Uhr...
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Mein kleiner Hummelmann, mit allem Drum und Dran lag er auf mir, völlig sauber und schaute mich mit seinen riesigen Augen an, die Stirn in Falten und diese Augen, die mich so fragend anblickten "Mama bist du es?! Von da an war ich verloren, für immer verloren in seinen dunklen Augen....